Fastenimpuls 07

Ein Sohn nimmt seinen in die Jahre gekommenen Vater mit in ein Restaurant, um dort ein leckeres Abendessen zu genießen. Sein Vater ist ziemlich alt, etwas schwach und lebt im Liette-Eller-Haus in Husum.

Während er isst, fällt immer wieder mal etwas Essen auf seine Kleidung. Die anderen Gäste starren den Mann mit entsetzten Gesichtern an, doch sein Sohn bleibt seelenruhig.

Nachdem beide mit dem Essen fertig sind, geht der Sohn, dem das Ganze immer noch kein Stück peinlich ist, gemächlich mit seinem Vater zu den Toiletten. Dort wischt er ihm die Essensreste aus dem faltigen Gesicht, versucht die Flecken aus der Kleidung zu waschen, kämmt ihm liebevoll das graue Haar und richtet zum Schluss seine verrutschte Brille.

Als die beiden diesen Raum verlassen, herrscht im gesamten Restaurant Totenstille. Niemand kann verstehen, wie man sich öffentlich so blamieren kann.

Der Sohn zahlt noch die Rechnung und will gehen, da steht ein älterer Herr auf und fragt: „Meinen Sie nicht, dass Sie etwas hiergelassen haben?“ Der antwortet: „Nein, das habe ich nicht.“

Der fremde Mann sagt: „Doch, das haben Sie! Sie haben hier jedem Sohn eine Lektion hinterlassen, und ihren Vätern Hoffnung!“ Jetzt ist es im Restaurant so still, man könnte eine Stecknadel fallen hören.

— Es ist eine der größten Ehren sich um die zu kümmern, die sich einst um uns gekümmert haben. Mit all der Zeit, der Mühe und dem Geld, das unsere Eltern ihr Leben lang für uns geopfert haben, verdienen sie und alle alten Menschen den größten Respekt.

Angelika Hachmann
Geschäftsführerin der Pflegediakonie Nordfriesland